Montag, 12. April 2010

Kriegsjournalisten auf der Abschussliste des US-Militärs

Seitdem WikiLeaks angekündigt hatte, ein gewisses Pentagon-Video aus dem Jahre 2007 zu veröffentlichen, steht dieses Webprojekt endgültig auf der Schwarzen Liste des Pentagons. Am Ostermontag wurde es erwartungsgemäß dennoch veröffentlicht. Das vom US-Militär rechtswidrig unter Verschluss gehaltene Filmmaterial stammt von der Bordkamera eines Kampfhubschraubers. Es zeigt, wie mit Hilfe von Apache-Hubschraubern aus großer Distanz eine Gruppe ahnungsloser Zivilisten in Bagdad getötet wird. Darunter befinden sich zwei unbewaffnete Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters. Einer der beiden Journalisten überlebt und versucht offenbar schwer verletzt aus der Schusslinie zu kriechen. Der Fahrer eines Kleinbusses eilt zu Hilfe. Er beabsichtigt, den Reporter ins Auto zu hieven. Doch dann zerlöchern Geschoss-Salven den Van, töten den Journalisten und vermutlich auch seinen Helfer. Zwei schwerverletzte Kinder werden aus dem Autowrack geborgen.

Zunächst betonte man von offizieller Seite lediglich, dass sich die beteiligten Soldaten vollkommen untadelig und korrekt verhalten hätten. Mittlerweile wird die Angelegenheit als eine Art tragische Verwechslung dargestellt. Doch in Wirklichkeit könnte es sich von Seiten der Befehlshaber durchaus um Kalkül gehandelt haben. Schon seit längerem ist bekannt, dass gerade unabhängige Kriegsjournalisten vom US-Militär gezielt erschossen werden, um unliebsame Bilder auf den heimischen Fernsehschirmen und den Titelseiten der Presse zu vermeiden. Reporterkameras sind gefährliche Waffen! Ihre Bilder sind imstande, eine Anti-Kriegs-Stimmung in der eigenen Bevölkerung zu erzeugen und damit die Kriegspläne der US-Regierung zu vereiteln.

Hier das Video:


Eine Übersetzung des Funkverkehrs zwischen den Soldaten während des Massakers ist auf dem Blog "Alles Schall und Rauch" nachzulesen:

Die beiden Reuters-Journalisten stehen an der Strassenecke mit ihren Helfern. Einer telefoniert mit seinem Handy, der andere kniet und schaut um die Ecke mit seiner Kamera um Fotos zu machen:
"Alle sind aufgereiht."
"Los, schiess endlich!"
"Schiess weiter!"
"Ha, Ha, ich hab sie erwischt!"
"Einige Leichen liegen rum."
"Wir haben acht Typen erwischt."
"Ja, da krabbelt einer noch da unten rum."
"Wir werden noch ein paar erschiessen."
"Hey, du schiesst und ich rede."
"Oh, ja schaut euch diese toten Bastarde an."
"Nett, nett. Gut geschossen."
"Danke."

Der Beschuss des Kleinbusses, der zur Hilfe eilt:
"Wir haben einen Kleinbus, der sich nähert und die Körper birgt."
"Wir habe Einzelne die zur Szene gehen, sieht aus, als wenn sie möglicherweise Körper aufsammeln und Waffen."
"Lass mich eingreifen."
"Kann ich schiessen?"
"Bitte um Erlaubnis einzugreifen."
"Sie bergen die Verwundeten?"
"Komm jetzt, lass und schiessen!"
"Sie heben ihn auf."
"Wir haben einen schwarzen Kleinbus, der die Körper aufsammelt."
"Bitte um Erlaubnis einzugreifen."
"Fuck."
"Erlaubnis erteilt."
"Wir legen los."
"Ich hab sie erwischt."
"Ich feuere."
"Der Wagen sieht aus, als wenn er erledigt ist."
"Es gibt einen Wagen in der Mitte der Strasse mit ca. 12 bis 15 Leichen."
"Ja, guck dir das an, genau durch die Windschutzscheibe."
"Ha, Ha!"

Die Bradley-Panzer erscheinen am Tatort:
"Ich glaube die sind gerade über eine Leiche gefahren."
"Wirklich? (lach)"
"Ja. (lach)"

Es werden zwei Kinder aus dem zerschossenen Bus geborgen:
"Na ja, es ist ihre Schuld, wenn sie Kinder in eine Schlacht mitbringen."
"Das stimmt."

Auch ein Artikel des Stern beschäftigt sich mit dem offensichtlichen Zynismus der Soldaten. Zwar mag diese menschenverachtende Haltung für den psychischen Selbsterhalt der Soldaten unabdingbar sein. An ihrer Widerlichkeit ändert dies jedoch nichts.

.:: Update: US-Soldaten entschuldigen sich für Massaker ::.

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